Ein Spitzentreffen der besonderen Art

Am 17. August 2019 in Garmisch-Partenkirchen

 

Den Kurort Garmisch-Partenkirchen bringt sicher jeder Tourist, als erstes, mit den Bergen und den weißen Gipfeln, den Olympischen Winterspielen, der Zugspitze, dem höchsten Berg Deutschlands und der Skisprungschanze, in Verbindung.

Doch für Menschen, die von Kind an eine rheumatische Erkrankung tragen, bedeutet dieser Ort einiges mehr.

Mit Rheuma verbinden viele Menschen eine Erkrankung in höherem Lebensalter. Zu Unrecht - denn in Deutschland leiden etwa 20.000 Kinder und Jugendliche, an einer rheumatischen Erkrankung. Die Ursachen hierfür sind leider noch immer unklar.

Seit den 50er Jahren gibt es in dieser touristischen Bergregion, eine spezielle Klinik für Kinder und Jugendliche mit Rheuma, deren Therapien seit Jahrzehnten gesundheitliche Fortschritte bringen. Patienten aus ganz Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz und Luxemburg kamen in diese Klinik zur Behandlung. Diagnostik, medikamentöse und Bewegungstherapien wurden hier speziell für diese Art von Erkrankung entwickelt und angewendet. Eltern brachten, verzweifelt und schweren Herzens, ihre kranken Kinder in die Klinik, weil es oftmals dort die letzte Hoffnung gab. Der Aufenthalt war für die kleinen Patienten schwer. Eltern konnten aus verschiedensten Gründen, nicht immer in der Klinik dabei bleiben. Die meisten Kinder waren wochen- manchmal sogar monatelang, allein, ohne ihre Eltern, dort. Ein psychosoziales Denken entwickelte sich erst nach und nach. Der Kontakt zur Familie fehlte und die Entfernung von zuhause war viel zu weit.

Wenn man das so liest, kann man sich nur schwer vorstellen, dass diese Patienten heute mit dem Ort GAP, noch etwas positives in Verbindung bringen. Ich war damals auch eine kleine Patientin in dieser Klinik, 8 Jahre alt, wirklich schwer krank und pflegebedürftig. Als mich damals meine Eltern in diese Klinik brachten, verstand ich nicht warum sie das taten.

Heute, endlich erwachsen und frei, selbstbestimmt und reflektiert, denke ich mit sehr gemischten Gefühlen an die Zeit in GAP und die Klinik zurück. Ein langer Schatten der Kindheit. Ein Schmerzenskind und oft kinderseelenallein.

Als Rollstuhlfahrerin hat es mir tatsächlich nie besonders gut in den eingekesselten Bergen gefallen. Trotzdem verdanke ich einigen Menschen aus der Klinik richtig viel und richtig wichtiges für mein Leben heute. Meine Mobilität z. B. und mein Streben nach Freiheit, Selbstbestimmung und Selbständigkeit wurden sozusagen, genau in diesem Ort, gebahnt. Auch habe ich hier meine Freundschaften fürs Leben geschlossen, die ich auch heute noch pflege.

Mir kam die Idee in den Sinn, dass ich doch vielleicht versuchen könnte, nach all den Jahren der gemischten Erinnerungen, eine Art "Reunion", einen Nostalgie Trip, für ehemalige Patienten, Mitarbeiter, Schwestern, Ärzte und Therapeuten etc., zu organisieren. Ich wollte unbedingt sehen, wie es den anderen inzwischen geht und wie sie zu dem Ort GAP und der Klinik stehen.

Meine Idee sprach für sich und meine Freundin Katrin Becker, auch eine ehemalige Patientin der Klinik, unterstütze mich, wo sie nur konnte.

Der 17. August. 2019 wurde für das große Event festgelegt. Es entstand über die neue mediale Welt eine große Whatsapp-Gruppe, mit über 85 ehemaligen Patienten, die fortan alles gemeinsam vereinbarten. Diese Gruppe hatte eine unbeschreibliche Dynamik.

140 Ehemalige aus der Klinik Zeit, von 1970 bis 1990, kamen zusammen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass so viele an meiner verrückten Idee teilhaben würden. Aus Italien, Österreich, Luxemburg, ganz Deutschland, Kiel, Hamburg, Berlin, Hannover, Magdeburg, Köln, etc. kamen sie angereist und haben sich viel Mühe gegeben und großen Aufwand betrieben für eine weite Anreise, mit hohen Reisekosten.

Bezuschusst wurde unser Grillabend vom Elternkreis rheumakranker Kinder der ArGe München der Deutschen Rheuma-Liga. Ein großes Dankeschön für diese angenehme Geldspritze!

Für mich ist und bleibt das größte Geschenk an diesem Treffen, dass alles so gut geklappt hat, so viele gekommen und noch immer begeistert sind.

Ich bringe Menschen gerne zusammen und verbinde sie. Schön, dass mir das mit meiner Idee gelungen ist. Unglaublich aber auch für mich, nun zu wissen, was ich an Emotionen und Aktionen, in jedem von uns Ehemaligen, ausgelöst habe. Ich wollte unbedingt erfahren, wie andere Ehemalige zu dem Ort GAP und der Klinik stehen. Nun weiß ich, dass die Klinik unsere Verbindung ist und wir einen Nostalgie Trip daraus möglich gemacht haben.

Concetta Tatti

Fotos des Treffens bei Cloudup →

Beitrag auf der Homepage der Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen →